4 Stadien der Kompetenz / Inkompetenz
Diplompsychologin Madeleine Leitner nennt in ihrem Modell folgende vier Stadien der Kompetenz bzw. Inkompetenz:
1. Stufe: Die unbewusste Inkompetenz
In der ersten Stufe der unbewussten Inkompetenz weiß der Betroffene noch nicht einmal, was er nicht weiß. Der Karrierecoach nennt folgendes Beispiel: wer mit den Händen isst und in seinem Leben noch kein Besteck gesehen hat weiß nicht, dass er nicht mit Besteck essen kann. Man kennt die eigenen Defizite schlicht nicht – der Betroffene denkt „mir fehlt nichts“. Aus diesem Grund treten diese „unwissenden“ Personen der ersten Stufe jedoch besonders selbstbewusst auf, weil sie mangels Wissen von Selbstzweifeln völlig unbelastet sind.
2. Stufe: Die bewusste Inkompetenz
In der zweiten Stufe der bewussten Inkompetenz bemerkt der Betroffene erstmals, dass er etwas nicht kann. Der Betroffene sieht in dem genannten Beispiel andere Personen, die mit irgendetwas Seltsamem essen und denkt sich: „Ups, das kann ich nicht“. Man erkennt nun die eigenen Defizite und weiß nicht bzw. versteht nicht, wie man etwas erreichen kann. Damit ist das Selbstbewusstsein, über das man in der 1. Stufe verfügte, dahin. Positiv ist, dass der Betroffene jetzt immerhin weiß, was er nicht weiß. In dieser Stufe bauen wir die Motivation auf, etwas bestimmtes erlernen zu wollen.
3. Stufe: Die bewusste Kompetenz
In der dritten Stufe der bewussten Kompetenz übt der Betroffene neue Verhaltensweisen ein, muss sich jedoch sehr darauf konzentrieren. Der Karrierecoach nennt folgendes Beispiel: Beobachten Sie einen Fahranfänger in der Fahrschule, wie schwer er sich tut, beim Autofahren Bremse, Gas und Kupplung zu koordinieren. In dieser Stufe versteht man bereits und weiß, wie man die Dinge anpacken muss, um ein Ziel zu erreichen. Dennoch erfordert das Anwenden des Wissens und Könnens eine hohe Konzentration und Bewusstheit. Und Fortschritte bedürfen viel Übung. Diese Stufe des Lernens ist sehr befriedigend, weil man ein Ziel bereits erreicht hat.
4. Stufe: Die unbewusste Kompetenz
In der vierten Stufe der unbewussten Kompetenz tut der Betroffene das, war er am besten kann, ganz automatisch, ohne überlegen zu müssen. Man verfügt nun über viel praktische Erfahrung mit seinen Fähigkeiten, die bereits in Fleisch und Blut übergegangen und jederzeit automatisiert abrufbar sind. Und weil es für den Betroffenen so einfach ist, seine besten Fähigkeiten einzusetzen, erscheinen ihm diese Talente für ganz selbstverständlich. Er geht daher davon aus, dass das jeder kann.

4 Stufen der Kompetenz und des Lernens
Ableitung interessanter Phänomene für die Praxis
Menschen mit hoher Kompetenz verfügen über sehr viel Wissen. Das Paradoxe dabei: Je besser sich jemand auskennt, desto stärker ist ihm bewusst, was er noch nicht weiß. Das erklärt, warum kompetente Menschen ihre Aussagen häufig relativieren. Und andere Menschen daher den Eindruck gewinnen, der Kompetente tritt nicht selbstbewusst auf. Hier werden Zweifel mit Inkompetenz verwechselt.
Selbstbewusstes Auftreten ist selten ein Zeichen von großer Kompetenz
Inkompetente Menschen, deren Kompetenz und damit Horizont eher beschränkt ist, wissen nicht einmal was sie nicht wissen. Daher können sie auch nicht unter Selbstzweifeln leiden. Im Gegenteil: sie treten nicht nur im Job oft so auf, als hätten sie die Weisheit mit Löffeln gegessen.
Menschen, die besonders selbstbewusst auftreten, werden tendenziell überschätzt. Die Diplompsychologin ist der Meinung, Selbstdarsteller sind bei der Mitarbeiterbeurteilung oder auch der Auswahl von Mitarbeitern im Bewerbungsgespräch im Vorteil. Daher nimmt die Zahl der Schaumschläger in Firmen nach Beobachtung von Madeleine Leitner in den letzten Jahren deutlich zu.
Bewertung des Artikels
Die beschriebenen Themen der Kompetenz bzw. Inkompetenz von Mitarbeitern und Menschen allgemein sind nicht neu und bereits als Stufen des Lernens in der Literatur bekannt. Dennoch ist die Anwendung des vierstufigen Modells auf die Kompetenzstadien von Mitarbeitern interessant und sorgt zumindest für ein Schmunzeln. Unternehmen und deren Personaler, die auf Selbstdarsteller und Schaumschläger reinfallen, sind selbst schuld. Die Praxis zeigt dass es auch anders geht. Authentische Bewerbungsgespräche mit einer gehörigen Portion Ehrlichkeit anstelle einer künstlichen Selbstdarstellung – und zwar auf beiden Seiten. Denn wer will erkennt Schaumschläger auch im Bewerbungsprozess sehr schnell!
In der Arbeitswelt kommt vieles auf die Unternehmensgröße und Unternehmenskultur an, ob Schaumschläger im Unternehmensalltag auffallen oder nicht. Je größer die Unternehmen, umso leichter fällt es Inkompetenten Mitarbeitern, Trittbrett zu fahren und ihre Inkompetenz zu verstecken.
Den Originalartikel von Madeleine Leitner auf Computerwoche findet ihr hier: Schaumschläger sind oft im Vorteil
Was ist eure Erfahrung mit Selbstdarstellern und Schaumschlägern im Job? Hinterlasse eine Antwort. Danke.
Ein sehr interessanter Artikel. Vielen Dank dafür. Ich habe auch eine Meinung zu Selbstdarstellern und Schaumschlägern im Job. Und die deckt sich zum Großteil mit den Beschreibungen der Typen im Artikel.
Neu für mich ist sind die vier Stadien der Kompetenz bzw. Inkompetenz. Die haben mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht 😉
Danke für den Kommentar Horst. Gerne, wir finden den Artikel zu „Schaumschlägern im Job“ mit den vier Stadien der Kompetenz bzw. Inkompetenz auch interessant. Schön dass dich der Artikel zum Schmunzeln gebracht hat.